Das Prinzip meiner fotografischen Reisen ist, möglichst mehrmals in die selbe Region zu fahren und sich konsequent zu vertiefen. Die nahezu parallel zueinander verlaufenden Täler von Vermosh und Theth, die fast nur noch mit dem Allradfahrzeug erreicht werden können und der Canyon von Koman brachten in Albanien die schönsten fotografischen Herausforderungen und die bereicherndsten Begegnungen mit Menschen. Mein Landy war mir dabei hilfreich.
Gemeinsam mit meinem Freund Erich bereiste ich auch Lazarat im Süden des Landes, wo im Juni 2014 ein tagelanger Kleinkrieg zwischen den örtlichen Bauern, die im großen Stil Marihuana anbauten und einer Achthundertschaft albanischer Polizisten geführt wurde. Die Bauern verteidigten sich mit Panzerfäusten und Granaten. 10.000 Canabis-Pflanzen wurden zerstört. Jahr für Jahr sollen hier 900 Tonnen der Rauschgiftpflanze geerntet worden sein. Geschätzter Marktwert: 4,5 Milliarden Euro.
Im Sommer darauf fand ich Lazarat von der Polizei besetzt vor. Kein Einwohner kam mehr ohne Polizeikontrolle aus oder in das Dorf. Die Bürger und Bürgerinnen Lazarats waren entwaffnet. Die Türen und Tore zu den ehemaligen Drogen-Produktionsstätten nach wie vor versperrt, die meterhohen Mauern um die Felder weiterhin vorhanden.
Am Vorplatz von Lazarat stand ein Panzerwagen der Polzei. Drei schwer bewaffnete Polizisten mit kugelsicheren Westen. Gegenüber, in Rufweite, ein kleines Café. Ich setzte mich in den Gastgarten, um einmal die Stimmung zu sondieren. Es dauerte keine drei Minuten, da fuhr ein protziger Mercedes mit zwei sonnenbebrillten jungen, smarten Insassen vor. Ihre erste Frage: „Do you need weed?“