Die Schwarz-weiß-Reportage über eine Eisenbahnfahrt quer durch Kuba entstand auf einer meiner vielen Kuba-Reisen. Ein solcher Bahntrip ist keine Fahrt von A nach B. Es ist ein Abenteuer. Die Strecke von Havanna nach Santiago sollte in 24 Stunden bewältigt sein. Nach 48 Stunden waren meine Gefährtin und ich am Ziel. Und mit uns drei weitere Greenhorns: Ein sehr sympathischer Fischereiaufseher aus Kanada und ein Pärchen von dem wir den männlichen Part Joop tauften, da er, dem Äußeren nach, dem deutschen Modeschöpfer ähnelte. Der Rest des Zugs war dicht besetzt von Kubanern, so manchem Huhn und etlichen Truthähnen. Mitten auf der Strecke, entfernt von jeglicher Siedlung, gab die Lok auf, die die ehemalige DDR längst ausgemustert hatte und die auf Kuba regulären Dienst tat. Offensichtlich bis zu diesem Moment, an dem ich zu verstehen begann, was die kubanische Weisheit „hay mas tiempo que vida – Es gibt mehr Zeit als Leben“ wirklich bedeutet. Es dauerte keine halbe Stunde bis ein Verkäufer mit dem Fahrrad übers Feld herbei fuhr und laut seine Ware anpries: „Refresco!“ – Zu diesem Zeitpunkt waren auch an Joop schon einige Toilette-Fehler zu bemerken…. Die Ersatzlok kam im Morgengrauen.
Habana —> Santiago de Cuba